„Schnelles und agiles Netzwerk in Europa“
Geschäftsführer Bertram Göb stärkt Vertriebseffizienz und OEM-Geschäft von W.AG
Seit der Gründung 1992 hat sich W.AG vor allem durch die Realisierung zahlreicher Design-Innovationen zu einem der führenden Trendsetter auf dem Gebiet der Kunststoffkoffer entwickelt. Basierend auf dieser starken Marktposition traf das Management im vergangenen Jahr die strategische Grundsatzentscheidung, das gesamte Portfolio fortan unter das Postulat der Nachhaltigkeit zu stellen. Um diesen richtungsweisenden Schritt zu untermauern, entfaltet das Unternehmen derzeit eine Vielzahl von Aktivitäten. Lesen Sie im Interview mit Geschäftsführer Bertram Göb, wie W.AG seinen Vertrieb ausbaut, das OEM-Direktgeschäft intensiviert und die europäischen Wertschöpfungsketten absichert.
Herr Göb, die Corona-Krise hat auch in Ihrer Branche deutliche Spuren hinterlassen. Überdenken Sie vor diesem Hintergrund Ihren Entschluss, den Faktor Nachhaltigkeit zum W.AG-Leitmotiv zu machen?
Bertram Göb: Nein, dafür sehen wir keinen Anlass. Die Entscheidung, unsere Kofferlösungen vorrangig als umwelt- und ressourcenschonende Mehrweg-Verpackung aus Kunststoff zu positionieren, ist wohl durchdacht und auf die langfristige Sicherung des Unternehmens ausgelegt. Industrie und Handel werden ihre Investitionen immer stärker an den Kriterien Umweltschutz, Biokompatibilität und Ökologie ausrichten – das gilt durchweg für alle Branchen. Zudem entspricht es unserem Selbstverständnis, dem Markt stets mutig voranzugehen.
Woran explizit zeigt sich der Charakter Ihrer Koffer als nachhaltige Produktverpackung?
Göb: Zunächst sind die Koffer aller W.AG-Designserien – rein qualitativ betrachtet – sehr langlebige, werthaltige Produkte. Nach ihrer Erstanwendung lassen sie sich vielfach umnutzen und weiter einsetzen. Darüber hinaus bieten wir den Kunden seit vergangenem Jahr die Möglichkeit zu wählen, ob wir ihre Kofferserie aus 100-prozentig rezyklierbarem Polypropylen als PURELINE-Variante fertigen sollen oder ob wir sie in der ORGANICLINE aus einem Bio-Polymer herstellen sollen, das bis zu 93 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Das gilt sowohl für die Kofferschalen als auch für die kundenspezifisch ausgeführten Inlays zur Aufnahme der Produkte.
Erfordert es aber nicht viel Mühe, die Kunden für Recycling- oder Bio-Lösungen zu gewinnen?
Göb: Die Akzeptanz für moderne Recycling- und Bio-Werkstoffe ist erheblich gestiegen. Neben dem Vorteil der Ressourcenschonung liegt das daran, dass sich viele alternative Werkstoffe in der Qualität und technischen Verarbeitbarkeit kaum mehr von den Original-Werkstoffen unterscheiden. Ein plausibles Beispiel dafür ist das Spezialcompound Arboblend® von Tecnaro, das wir zur Herstellung unserer Organicline-Koffer nutzen. Dieser innovative Werkstoffmix aus Naturfasern, Mineralien, Glukose und natürlichen Wachsen lässt sich mit etablierten Verfahren der Kunststofftechnik verarbeiten, und hat in vielen Projekten seine Eignung als Substitut für andere technische Kunststoffe bewiesen. Den Koffern und Boxen unserer ORGANICLINE verleiht das Material eine mit Polypropylen vergleichbare Robustheit. Zudem wird es in einem geschlossenen CO2-Kreislauf und unter weitgehendem Verzicht auf Erdöl hergestellt, so dass die daraus gefertigten Koffer eine exzellente Ökobilanz haben. Wer also bei Transport, Präsentation und Bereitstellung seiner Produkte mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz punkten will, für den sind die Organicline-Koffer erste Wahl. Parallel dazu gibt es in der PURELINE alle Koffer als sortenreine PP-Lösung. Das hierbei verarbeitete Granulat verfügt über einen hohen Reinheitsgrad, ist frei von Schadstoffen wie etwa Blei, Cadmium oder polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und lässt sich vollständig recyceln.
Auf welchen Wegen transportieren Sie denn die ökologischen Vorteile Ihrer Produkte in die Märkte?
Göb: Zum einen arbeiten wir derzeit mit Hochdruck daran, den nationalen und internationalen Vertrieb von W.AG zu stärken; zum anderen werden wir das Direktgeschäft mit den OEM intensivieren.
Nach welchen Prioritäten gehen Sie hier vor?
Göb: Nachdem wir zuletzt unseren Direktvertrieb in Deutschland, Österreich, Italien sowie in der Schweiz, den Benelux-Ländern, England und Irland strukturell gefestigt haben, startete vor wenigen Tagen unser neuer Direktvertrieb in Frankreich. Für 2021 steht die Expansion nach Osteuropa auf der Agenda. Ausgehend von unserer starken Position in Deutschland und Europa, werden wir dann die weitere Internationalisierung von W.AG vorantreiben. Dazu haben wir bereits eine Abteilung Development Export gegründet, die sich gezielt der Erschließung und Qualifizierung globaler Händlerkontakte widmet, und auf globaler Ebene sollen die OEM zukünftig von einem eigenen Key Account Management betreut werden. Dem voran steht aber zunächst noch die Absicherung unserer Wertschöpfungsketten innerhalb von Europa.
Was dürfen wir uns unter der Absicherung der Wertschöpfungsketten konkret vorstellen?
Göb: Wir agieren auf vielfältige Weise mit und in Europa, und liefern unsere Koffer an Kunden auf der ganzen Welt. Dabei verbinden wir das Qualitätsversprechen von „Made in Germany“ mit der Umsetzung verantwortungsvoller, nachhaltiger Rohstoffkonzepte. Um hier vor unseren Kunden ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit zu bewahren, ist es von fundamentaler Bedeutung, dass unsere europäischen Wertschöpfungsketten auf zuverlässigen, sicheren Partnerschaften sowie umweltschonenden und CO2-reduzierten Lieferketten beruhen. Mit diesem Ziel vor Augen arbeiten wir daran, in Europa ein stabiles, agiles und schnelles Netzwerk zu etablieren, in dem sich unsere Wertschöpfung als strategische Kraft entfalten kann.
Sie hatten bereits die Intensivierung des OEM-Direktgeschäfts angesprochen; wie gehen Sie hier vor?
Göb: Das Projektgeschäft mit den OEM hat seit jeher großes Gewicht für W.AG. Da wir unsere Kunden inzwischen lückenlos von der Ideenfindung über die Entwicklung bis zur Serienfertigung ihrer nachhaltigen Verpackungslösungen begleiten können, werden wir diesen Bereich weiter ausbauen. Die Basis dafür bilden nicht nur unsere Erfahrung und unsere Kreativität rund um das Thema Kunststoffkoffer, sondern auch unsere umfangreiche technologische Ausstattung im Prototyping, im Werkzeugbau, in der Spritzgusstechnik, in der Oberflächentechnik sowie in der Inlay-Fertigung. Wir verfügen inhouse über sämtliche Kompetenzen, die zur umfassenden OEM-Betreuung nötig sind.
Können Sie den Aspekt der umfassenden Betreuung noch etwas ausführen?
Göb: Wir begleiten den OEM-Kunden vom ersten Briefing und der Erstellung der Lasten- und Pflichtenhefte über die Bemusterung und die Korrekturphasen bis hin zur Produktion der serienreifen Kofferlösung – inklusive der Vierfarb-Bedruckung sowie der Herstellung der produktspezifischen Inlays. Dabei bieten wir den Kunden viele Möglichkeiten zur Individualisierung der Koffer, die wir dank unserer 3D-Printer und Digitaldrucker schon im Prototyping schnell und kostengünstig darstellen können. Den Bereich der Individualisierungsoptionen werden wir zudem weiter ausbauen.
An welche zusätzlichen Leistungen denken Sie hierbei primär?
Göb: Über die verschiedenen Design-Kollektionen und die Farbwahl für Gehäuse und Verschlüsse hinaus offerieren wir ja schon heute zahlreiche weitere Möglichkeiten zur zielgruppen- und branchenspezifischen Optimierung des Kofferdesigns. So bieten wir neben dem traditionellen Sieb- und Tampondruck mit dem In-Mould-Labeling und dem digitalen Direktdruck zwei moderne Verfahren, mit denen wir die Koffer in exzellenter fotorealistischer Vierfarbqualität bedrucken können – innen und außen! Zudem haben wir unsere Inlay-Fertigung erheblich erweitert. Hier können wir nicht nur die klassischen PU- und PE-Hart- und Weichschäume im Wasserstrahl-, Lasercutting- und Fräsverfahren zu individuellen Einlagen verarbeiten, sondern bald auch einen nachhaltigen Bio-Polymer-Schaumstoff auf der Basis von Arboblend®.
Was darf man auf der Produktebene in den kommenden Monaten von W.AG erwarten?
Göb: Zunächst werden wir unser Nachhaltigkeits-Konzept mit den beiden Werkstofflinien PURELINE und ORGANICLINE weiter ausweiten auf unsere gesamte Modellpalette; hier sind noch einige Lücken zu schließen. Zeitgleich werden zahlreiche Koffer-Kollektionen durch weitere Formate ergänzt, womit sich neue Kombinationen und weiteres Potenzial für Lager- und Versandoptimierungen ergeben. Darüber hinaus nehmen wir – wie schon angedeutet – weitere Möglichkeiten der Koffer-Individualisierung in unser Programm auf; dabei geht vorrangig um weitere Farben, neue Labeling-Verfahren und noch mehr Flexibilität bei der Inlay-Fertigung.
Herr Göb, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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November 2020
Das Gespräch führte Michael Stöcker, Freier Fachjournalist, Darmstadt
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Nachhaltigkeit als strategisches Leitmotiv
Mit der Grundsatzentscheidung, sein gesamtes Produktsortiment zukünftig nicht allein nach Designlinien, sondern auch nach Nachhaltigkeitskriterien zu systematisieren, unterstreicht W.AG einmal mehr seine Führungsrolle im Marktsegment der designorientierten Kunststoffkoffer. „Wir haben dazu unser gesamtes Portfolio anhand der in unseren Spritzguss-Linien eingesetzten Werkstoffe aufgeteilt. Während ab sofort alle Koffer aus sortenreinem, recyclingfähigem und weitgehend schadstofffreiem Polypropylen unter der neuen Marke PURELINE laufen, sind alle Koffer aus dem Bio-Compound Arboblend® unter dem Markenbegriff ORGANICLINE zusammengefasst“, sagt Geschäftsführer Bertram Göb. Auf diese Weise macht das Unternehmen seinen Werkstoffeinsatz transparent und gibt jedem Kunden die Möglichkeit, seine Produkt- und Transportverpackungen auf der Grundlage verlässlicher Nachhaltigkeitskriterien auszuwählen.
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