Mai 2022
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„Der Kunde kann mehrere Prozessstufen einsparen“

Der Kunststoff-Extrudierer SLS trotzt schwierigem Umfeld mit stabilem Wachstum

Mit strategischen Investitionen in die Produktion und den Werkzeugbau festigt SLS seine Position als Premiumhersteller hochwertiger Profilsysteme aus technischen Kunststoffen. Die operativen Schwerpunkte liegen dabei insbesondere auf dem Ausbau der kundenspezifischen Konfektionierung, der Fertigung großer Hauptprofile und dem Einstieg in die WPC-Verarbeitung. Im Interview berichtet Co-Geschäftsführer Jan Leibrock darüber, welche konkreten Maßnahmen dafür derzeit umgesetzt werden.

Herr Leibrock, wie ist die aktuelle Lage bei SLS?

Leibrock: Nun, gemessen am Umsatz war 2021 das bislang stärkste Jahr unserer Firmengeschichte. Und bislang sieht es noch danach aus, dass wir diesen Trend fortsetzen können. Man wird allerdings abwarten müssen, inwieweit sich die aktuellen Krisen auf unser Geschäft auswirken werden.

Wo drückt Sie denn hier der Schuh am meisten?

Leibrock: Seit etlichen Wochen schon bereitet uns der steigende Kostendruck bei der Materialbeschaffung ernsthafte Kopfzerbrechen. Denn er erschwert verlässliche Kalkulationen erheblich. Zudem erwarten Marktanalysten gegen spätestens Ende 2023 ein Ende des Booms im Bauwesen. Auch das müssen wir beobachten. Um gut gewappnet zu sein, haben wir klug investiert, unser Leistungsspektrum erweitert und werden auch in diesem Jahr weiter expandieren.

Welche Investitionen stehen denn derzeit vorrangig auf Ihrer Agenda? 

Leibrock: Kürzlich erst haben wir unsere Produktion erneut durch die Anschaffung und Integration von zwei großen Extrudern modernisiert. Durch die Komplettierung mit Handlingsystemen, Kalibriertischen und Guillotinen bilden sie zwei neue Extrusionslinien, die speziell ausgelegt sind auf die Fertigung von Kunststoffprofilen mit größeren Querschnitten. Ein weiterer Extruder wird in 2023 hinzukommen. In direktem Zusammenhang damit steht zudem der bevorstehende Ankauf einer benachbarten Industriehalle. Hier werden wir unser Leistungsspektrum im Bereich der Konfektionierung zügig weiter ausbauen.

Die Ausweitung der Kapazitäten auf dem Gebiet der Konfektionierung ist für SLS schon seit längerem ein Thema. Wie ist das begründet?

Leibrock: Das stimmt. Wir haben damit bereits vor einigen Jahren begonnen und unser Angebot sukzessive erweitert. Unsere Kunden nehmen die Kompetenzen unserer Konfektionierung in wachsendem Umfang in Anspruch. Denn dabei handelt es sich vorrangig um kunden- und projektspezifisch ausgelegte Leistungen der technischen Anarbeitung. Dazu zählen unter anderem das Zuschneiden, Ablängen, Stanzen, Bohren und Fräsen sowie auch das Verpacken und Kennzeichnen der Profile nach den individuellen Vorgaben und Anforderungen unserer Auftraggeber.

SLS agiert hier also als vorangestellte Werkbank seiner Kunden?

Leibrock: Das kann man so sehen. In erster Linie geht es darum, den Anwendern unserer Profilsysteme – also primär den Herstellern von Kunststofffenstern, Fassadenelementen und Schaltkästen – sofort einsatzfertige Lösungen bereitzustellen. Das bedeutet, sie erhalten von uns Haupt- und Nebenprofile, die optimal vorbereitet sind für die weitere Bearbeitung oder bereits direkt in deren Montage einfließen können. Der wichtigste Benefit des Kunden besteht darin, dass er sich selbst gleich mehrere Prozessstufen ersparen kann.

Welche Prioritäten wird Ihr Unternehmen zukünftig noch setzen?

Leibrock: Zu unseren zentralen Vorhaben gehört es, unser Angebot auf dem Gebiet der sogenannten Hauptprofile für den Fenster- und Türenbau deutlich auszubauen. Damit haben wir im vergangenen Jahr begonnen und unsere jüngsten Investitionen stehen im Zusammenhang damit. Basierend auf der Ausweitung unseres Knowhows auf den Gebieten der Produktions- und Werkzeugtechnik sowie zusätzlicher Prüfverfahren fertigen wir heute auch Flügel- und Rahmenprofile sowie Kämpfer- und T-Profile. Dabei realisieren unsere neuen Extruder große Querschnitte von bis zu 200 mm x 300 mm – und arbeiten auch bei kleinen und mittleren Losgrößen sehr wirtschaftlich. Wir können daher sehr flexibel auf Designtrends und Kundenwünsche reagieren. Abgestimmt auf die Herstellung der Hauptprofile bereiten wir derzeit auch die Zertifizierung mit dem RAL-Gütezeichen vor.

Sprechen Sie damit auch neue Marktsegmente und Kundenkreise an – über den Fensterbau hinaus?

Leibrock: Das wird sich zeigen. Primär profitieren von unserem Hauptprofile-Angebot die Fenster-, Türen- und Fassadenbauer – hier kennt man uns ja seit Jahrzenten als Hersteller hochwertiger Neben- und Zusatzprofile. Auch die Elektro- und Installationstechnik, der Trockenbau und der Caravanbau zählen nach wie vor zu unseren wichtigen Kundengruppen. Allerdings sind wir mit unserem großen Leistungsspektrum inzwischen auch für viele andere Branchen attraktiv. Schließlich bieten wir weitreichende Möglichkeiten für die Entwicklung und Fertigung extrudierter Voll- und Hohlprofile sowie innovativer Hartweich-Verbunde aus H-PVC, W-PVC, ASA und PE, PP, PS, ABS sowie zahlreichen Blends. Für Anwendungen mit erhöhten Stabilitätsansprüchen können wir auch Verbundlösungen mit Glasfaser, Carbonfaser und Aluminium realisieren. Als Neuheit im Programm haben wir zudem die Verarbeitung von WPC-Werkstoffen.

SLS steigt also ein in die Herstellung von Wood Plastic Composite-Profilen?

Leibrock: Ganz neu ist die Materie für uns nicht. Denn aufgrund unserer hauseigenen Kompetenzen im Werkzeugbau können wir hier ja relativ flexibel agieren. Derzeit fertigen wir beispielsweise Bodenschwellen mit einem Materialkern aus WPC und einem umspritzten PVC-Mantel. Diese Werkstoff-Verbundlösungen kommt im Türenbau zum Einsatz und ist auch für andere Anwendungen interessant. Ich sehe in diesem Bereich noch deutliches Wachstumspotenzial für SLS.

Herr Leibrock, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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